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Langes Herbst-Forschungswochenende

Nach der Anreise am Samstag Morgen ging es direkt in die Hellbachklamm um alte Vermessungspunkte zu suchen, damit die geglückte Verbindung der Highway to Hell(bachklamm) zu dieser an die neue Vermessung angeschlossen werden kann.

Da die Bedingungen in der Mammuthöhle nicht so gut waren, wurde am zweiten Tag das sonnige Herbstwetter für eine Oberflächensuche westlich des Däumelsees genutzt. Durch die Auswertung von Orthofotos konnten wir schon nach 10min die erste Höhle finden. Die „Geröllhöhle“ hat einen sehr unangenehmen gerölligen Abstieg und einige kürzere Seitengänge. Nachdem eine Engstelle bezwungen werden konnte, erfolgte auch gleich die Komplettvermessung.

Geröllhöhle

Am dritten Tag waren wir zwischen Däumelsee und Starterhäuschen unterwegs. Von dutzenden angeschauten Löchern, konnten 6 Kleinhöhlen fürs Kataster erfasst werden.

Am Ende der Tour gab es noch eine kleine Überraschung: Ein Schacht bei dem versucht wurde ihn zu zudecken. Wir vermuten, dass diese Konstruktion aus der Zeit stammt als man eine Skipiste vom Krippenstein zur Schönbergalm baute wollte. Ob dieses Bauwerk jemals vollendet war, wissen wir nicht. Hinweise zur Geschichte nehmen wir gerne entgegen.
Außderdem wünschen wir allen Schönberg-Variantenfahrer viel Spaß & noch viel mehr Glück!

Am letzten Tag wurde die Hütte klar Schiff für die Wintersaison gemacht und u.a. knappe 500 Meter Seil teils neu erfasst und markiert.

Zusammenschluss von Highway to Hell(bachklamm) mit der Hellbachklamm

Am 4. Oktober 2022 gingen Patrick Zink und Michael Streiner mit dem Plan los, das Projekt „Highway to Hellbachklamm“ abzuschließen.

Vom Ende der letzten Begehung der Hellbachklamm am 24.9.2020 (wo wir die Markierung vom 24.12.1974 gefunden hatten) bis zum vermuteten Ringschluss sollten wenigen Haken und Seil reichen und auf dem Rückweg alles Material wieder ausgebaut werden können.

Nach mehreren Stunden durch die Engstellen des Highway to Hellbachklamm-Canyons waren wir endlich angekommen und blickten gespannt dem Wasser nach hinunter, wo zuletzt aufgrund von mangelndem Seil umgekehrt wurde und wo unten – hoffentlich – ein Steinmännchen stehen müsste welches Michael bei einer vorherigen Erkundungstour der Hellbachklamm am vermuteten Durchstieg hinterlassen hatte.

Fehlanzeige. Aber es sah verdammt ähnlich aus.
Wir bauten ein Seil ein, Patrick erkundete die Umgebung und alle engen Löcher nach unten von denen wir vermuten, dass fast alle zur sogenannten Himmelsstiege gehören müssen.

Unten angekommen war klar, dass das Steinmännchen von starkem Wasserfluss umgefallen sein musste. Wir waren in der Hellbachklamm angekommen!

Wie vermutet und geplant für den Tag.

Wir schlossen zwei Messzüge an unseren Messpunkt im Highway to Hellbachklamm an um einen gut markierten Messpunkt unten in der Hellbachklamm zu hinterlassen.

Glücklich stiegen wir wieder auf und bauten alles Material auf dem Rückweg wieder aus.

Es war eine elende Plackerei mit den 250-300 Metern Seil und 45 Laschen und Schraubgliedern durch alle Engstellen in den Canyons zu kommen.

Die Aufstiege am Seil waren der entspannte Teil dazwischen.

Zerstört und ausgelaugt kamen wir fast 12 Stunden nach verlassen der Hütte um 0:45 Uhr wieder dort an.

Ausflug in die Unterwelt

Ende März war es endlich wieder soweit: das erste Forschungswochenende des Jahres stand an! Zwar nur kurz, aber dafür um so intensiver. Nach der Entdeckung des Highway to Hell(bachklamm) ist das nächste Ziel daher, den gefundenen Raum („24.12.1974“) auch über die Hellbachklamm zu erreichen und somit einen Ringschluss zu vermessen. Dieser Bereich liegt in der sogenannten „Unterwelt“ – zum Zeitpunkt der Erforschung (Mitte der 70er Jahre) einer der tiefsten Bereiche der Mammuthöhle. Die Bezeichnung „Unterwelt“ fasst praktisch die gesamte unterste Ebene des zentralen Höhlenbereichs zusammen. Viele Wege führen dort hin: die abgelegensten über den „Mühlhoferdom“ (da hatten die Erstforscher noch Wegzeiten von über 30 Stunden!), die abenteuerlichsten über die „Schlucht des Grauens“, und der Schnellste wohl über den „H.W.F.-Canyon“ (danke an Lukas Plan für den Tipp!). Da wir Ende letzten Jahres bereits die Variante über den Dunklen Grund und die Schlucht des Grauens (der Ersterforschung folgend) eingebaut hatten, teilten wir uns in zwei Teams zu je drei Personen auf: ein Team nahm diese frisch eingebaute Route (Klaus Keppler, Bernd Mergler, Patrick Zink), das andere Team wollte die „Abkürzung“ über den HWF-Canyon suchen und einbauen (Michael Streiner, Uschi Trotter, Jörg Zimmermann).

So sind wir am Samstag (26.03.) um 10:30 gemeinsam in die Höhle gestartet, haben dann gleich nach dem Einstieg völlig unterschiedliche Wege genommen, sind aber um etwa 13:30 praktisch gleichzeitig (!) am Einstieg zur Hellbachklamm wieder aufeinander getroffen. Gemessen an den Dimensionen der Mammuthöhle und der Vielzahl der Wege war das schonmal ein absoluter Erfolg. Die Route über den Dunklen Grund (östlich der Schlucht des Grauens) führt erst eine Rampe entlang bergab, dann schräg am Seil in einen verzwickten Canyon mit drei weiteren kleinen Seilstrecken (je 3-5 Meter), bis man letztendlich über einen Zwischenboden rund 50 Meter in beeindruckende Hallen abfährt. Diese Strecke ist aber durchaus Stein- und Gatsch-Schlag-gefährdet und bietet bei größeren Gruppen nur schlechte Schutzmöglichkeiten.
Die andere Route (HWF-Canyon) ist da vergleichsweise langweilig: am Ende der „Spaltenhalle“ (bis dahin: Spazierweg) kriecht man am Seil gesichert in einen kleinen Durchschlupf, seilt rund 25m ab, dann eine kurze Rampe, nochmal knapp 15m, noch eine Rampe, nochmal 25 Meter. Insgesamt macht man dort etwa 65 Höhenmeter auf einer horizontalen Distanz von weniger als 50 Metern. Das unbestrittene Highlight ist aber die letzte Seilstrecke, welche in den etwa 50 Meter hohen „Weihnachtsdom“ mündet. Wir sind aus der Mammuthöhle ja bisweilen auch große Dimensionen gewohnt, aber das ist trotzdem beeindruckend!

Nach einer ausgiebigen Suppenpause starteten wir in den kalten und nassen Teil der Tour: auf in die Hellbachklamm. Während die Mammuthöhle bis dahin praktisch völlig trocken ist, geht’s hier einem wunderschönen, wasserführenden Canyon entlang immer leicht abwärts hinab. An der „Oskarkluft“ muss wieder einmal abgeseilt werden – und hier in der Ecke vermuten wir derzeit auch die Verbindung in Richtung Eiscanyon. Zuerst sind wir aber noch weiter bis zum „Teufelsauge“ gegangen – dort bildet der Bachlauf einen kleinen See, den einige der Gruppe akrobatisch überkletterten. Die „eigentliche“ Route der Ersterforscher führt an dieser Stelle übrigens etwa 5 Meter oberhalb des Wassers in einem höheren Canyon-Gang hinweg.

An dieser Stelle teilten wir uns dann neu auf: zwei Leute starteten schonmal in den Rückweg, die anderen erkundeten noch die Oskarkluft. Letztendlich wählten vier Teilnehmer den Rückweg über den HWF-Canyon, während zwei andere (namentlich Michi und Jörg) über die „Schlucht des Grauens“ ausgestiegen sind und dort tatsächlich gleich alle Seile (nass und teils verschmutzt) ausgebaut und rausgetragen haben – Respekt!

Am Sonntag (27.03.) stiegen Bernd, Michael, Patrick und der kurzfristig dazugestoßene Michael Nagl in den Eiscanyon ein, mit der Wunschvorstellung, letztlich über die Hellbachklamm aussteigen zu können. Allerdings wurde dieser Versuch von unnachgiebigen Eismassen jäh unterbunden.

Hier müssen wir offensichtlich zu einem wärmeren Zeitpunkt wieder kommen.

Insgesamt sind wir aber sehr zufrieden: wir kennen nun auch den Zustieg über den HWF-Canyon, haben eine konkrete Ahnung wo die Verbindung zum Eiscanyon sein könnte, die Seilstrecken über die Schlucht des Grauens sind wieder ausgebaut, und nicht zuletzt war es wieder einmal äußerst spannend die alten Befahrungsberichte zu lesen und deren Spuren zu folgen.

(Fotos: Michael Streiner, Bernd Mergler)

Neuland im Eiscanyon

Während der Neujahrs-Forschungswoche im Januar 2015 warfen einige Mitglieder aus reiner Neugier einen Blick in den Dreiteiligen Abgrund der Mammuthöhle. Dieser ist recht bequem erreichbar (genau das Richtige für kurz nach Neujahr), und im Plan von 1991 („Teilplan Feenpalast“ – W.Hartmann et. al.) fanden sich doch einige einladende Fragezeichen:

Ausschnitt Teilplan Feenpalast (W. Hartmann, 1991)

Nicht zuletzt hofften wir aufgrund des drastischen Rückgang des Eises in den letzten Jahren auf neue Öffnungen zu stoßen. Mangels Seil konnten wir aber gar nicht ganz absteigen, es reichte lediglich für die Erkenntnis, dass es da unten zackig kalt ist. So sollte es ziemlich genau fünf weitere Jahre dauern, bis wir endlich im Januar 2020 einen erneuten Vorstoß unternahmen. Wir teilten uns in zwei Teams auf: Dirk und Klaus bauten dem „großen“ Canyon NW folgend Seile ein und prüften den dort als zu schmal markierten Endpunkt, die restliche Truppe (Michael, Silke und Sofia) zwängte sich durch den wesentlich engeren Canyon im Norden.

Während also Dirk und Klaus etwas ratlos an dem Endpunkt im Nordwesten standen und überlegten, wie man den Durchstieg erweitern könne, erklangen aus dem selbigen plötzlich die Stimmen der anderen drei. 😀 Ironie des Schicksals: dort kamen die ohne Seil nicht mehr weiter, während Dirk und Klaus auf etlichen Metern Seil sitzen geblieben sind.

Tags drauf stiegen Michael, Silke und Sofia erneut in den Eiscanyon ein und vermaßen die erste Strecke. Am 26. Juli 2020 vermaßen Michael und Patrick in einer weiteren Tour den Eiscanyon und mussten schließlich aufgrund erneuten Seilmangels umkehren.

Am 23.09.2020 folgte die nächste Tour. Der direkte Einstieg in den Eiscanyon ist äußerst anspruchsvoll (man zwängt sich leicht in die Knie gebeugt einen gerade körperbreiten Canyon entlang, der 2x um 90° abknickt und lässt sich danach in ein ebenfalls körperbreites Loch nach unten rutschen – so schmal dass ein Arm nach oben gestreckt bleiben muss… nicht jedermanns Sache). Um die Befahrung auch „breiteren Bevölkerungsgruppen“ zu ermöglichen 😉 versuchten Carsten und Klaus die Verbindung über den nordwestlichen Canyon mittels Treibkeilen zu erweitern, während Michael und Daniel dem Eiscanyon weiter folgten, Seile einbauen und vermaßen.

Ob der Durchstieg via NW klappen wird ist derzeit noch unklar, der dortige Canyon mündet in einen knapp noch nicht erreichbaren Raum, von dem aus eventuell eine weitere Spalte zu bezwingen ist bevor man mit dem Bachlauf des nördlichen Canyons zusammentrifft. Die Arbeiten sollen aber fortgesetzt werden.

Michael und Daniel stießen am Ende ihrer Tour auf einen Raum, in dem an einer Wand mit einer Art Wachsfarbe die Markierung „24.12.1974“ angebracht war. Bingo.

Zurück auf der Hütte ergab ein Blick in den Plan, dass diese vermutlich auf die Hellbachklamm gestoßen sind. Weihnachten 1974 fand dort eine von mehreren Expeditionen mit dem Ziel eines „einfacheren“ Zustiegs in die Unterwelt statt (siehe Höhlenkundliche Mitteilungen 6/1975, Seite 15ff – äußerst lesenswert!), auch der „Weihnachtsdom“ verdient seinen Namen offenbar dieser Tour. Der Abschnitt zwischen dem Eiscanyon und der Hellbachklamm wurde somit „Highway to Hell(bachklamm)“ getauft.

Am 26.09.2020 starteten wir also in ein neues Projekt: der Hellbachklamm flußabwärts (von Süden nach Norden) folgen um die zuvor entdeckte Markierung zu finden und so die Verbindung mit dem Eiscanyon bzw. Dreiteiligen Abgrund zu bestätigen. Am Vorabend besorgten wir uns möglichst viele der alten Befahrungsberichte und beschlossen, über das Edelweißlabyrinth und das Labyrinth der Verzweiflung in die Schlucht des Grauens abzusteigen. Klingt doch irgendwie total einladend, oder? 😀

Carsten, Michael und Klaus stiegen gegen 11 Uhr also auf eine „kleine Erkundungstour“ ein. Die alten Meßpunkte der Expedition waren zum Glück teils überdeutlich markiert. Nachdem wir insgesamt 10 Anker eingebaut hatten und rund 100m am Seil abgestiegen waren, stießen wir auch auf den ersten Metallstift der Erstforscher in einer Wand. Respekt. So wird einem auch wieder bewusst, was für einen Luxus so eine Akkubohrmaschine doch darstellt.

Sicherungstechnik im Wandel der Zeit…

Aktuell endet unser Einbau inmitten eines beeindruckenden Canyons mit einer Höhe von geschätzt 50 Metern (davon noch 15-20m bis zum Grund), am Umkehrpunkt öffnet sich der Canyon zu einer breiten Halle mit starkem Wasserrauschen. Vom Einstieg ins Edelweißlabyrinth bis hierhin ist man jetzt nur noch knapp über eine Stunde unterwegs.

Uschi und Daniel sorgten derweil dafür, dass wir es im Winter auf der Hütte warm haben können und schlichteten eine Unmenge Holz um. Umrahmt wurde der letzte Forschungstag dieser Woche durch einen kräftigen Wintereinbruch.

Wintereinbruch

Fortsetzung folgt. 🙂