Ende März war es endlich wieder soweit: das erste Forschungswochenende des Jahres stand an! Zwar nur kurz, aber dafür um so intensiver. Nach der Entdeckung des Highway to Hell(bachklamm) ist das nächste Ziel daher, den gefundenen Raum („24.12.1974“) auch über die Hellbachklamm zu erreichen und somit einen Ringschluss zu vermessen. Dieser Bereich liegt in der sogenannten „Unterwelt“ – zum Zeitpunkt der Erforschung (Mitte der 70er Jahre) einer der tiefsten Bereiche der Mammuthöhle. Die Bezeichnung „Unterwelt“ fasst praktisch die gesamte unterste Ebene des zentralen Höhlenbereichs zusammen. Viele Wege führen dort hin: die abgelegensten über den „Mühlhoferdom“ (da hatten die Erstforscher noch Wegzeiten von über 30 Stunden!), die abenteuerlichsten über die „Schlucht des Grauens“, und der Schnellste wohl über den „H.W.F.-Canyon“ (danke an Lukas Plan für den Tipp!). Da wir Ende letzten Jahres bereits die Variante über den Dunklen Grund und die Schlucht des Grauens (der Ersterforschung folgend) eingebaut hatten, teilten wir uns in zwei Teams zu je drei Personen auf: ein Team nahm diese frisch eingebaute Route (Klaus Keppler, Bernd Mergler, Patrick Zink), das andere Team wollte die „Abkürzung“ über den HWF-Canyon suchen und einbauen (Michael Streiner, Uschi Trotter, Jörg Zimmermann).
So sind wir am Samstag (26.03.) um 10:30 gemeinsam in die Höhle gestartet, haben dann gleich nach dem Einstieg völlig unterschiedliche Wege genommen, sind aber um etwa 13:30 praktisch gleichzeitig (!) am Einstieg zur Hellbachklamm wieder aufeinander getroffen. Gemessen an den Dimensionen der Mammuthöhle und der Vielzahl der Wege war das schonmal ein absoluter Erfolg. Die Route über den Dunklen Grund (östlich der Schlucht des Grauens) führt erst eine Rampe entlang bergab, dann schräg am Seil in einen verzwickten Canyon mit drei weiteren kleinen Seilstrecken (je 3-5 Meter), bis man letztendlich über einen Zwischenboden rund 50 Meter in beeindruckende Hallen abfährt. Diese Strecke ist aber durchaus Stein- und Gatsch-Schlag-gefährdet und bietet bei größeren Gruppen nur schlechte Schutzmöglichkeiten.
Die andere Route (HWF-Canyon) ist da vergleichsweise langweilig: am Ende der „Spaltenhalle“ (bis dahin: Spazierweg) kriecht man am Seil gesichert in einen kleinen Durchschlupf, seilt rund 25m ab, dann eine kurze Rampe, nochmal knapp 15m, noch eine Rampe, nochmal 25 Meter. Insgesamt macht man dort etwa 65 Höhenmeter auf einer horizontalen Distanz von weniger als 50 Metern. Das unbestrittene Highlight ist aber die letzte Seilstrecke, welche in den etwa 50 Meter hohen „Weihnachtsdom“ mündet. Wir sind aus der Mammuthöhle ja bisweilen auch große Dimensionen gewohnt, aber das ist trotzdem beeindruckend!
Nach einer ausgiebigen Suppenpause starteten wir in den kalten und nassen Teil der Tour: auf in die Hellbachklamm. Während die Mammuthöhle bis dahin praktisch völlig trocken ist, geht’s hier einem wunderschönen, wasserführenden Canyon entlang immer leicht abwärts hinab. An der „Oskarkluft“ muss wieder einmal abgeseilt werden – und hier in der Ecke vermuten wir derzeit auch die Verbindung in Richtung Eiscanyon. Zuerst sind wir aber noch weiter bis zum „Teufelsauge“ gegangen – dort bildet der Bachlauf einen kleinen See, den einige der Gruppe akrobatisch überkletterten. Die „eigentliche“ Route der Ersterforscher führt an dieser Stelle übrigens etwa 5 Meter oberhalb des Wassers in einem höheren Canyon-Gang hinweg.
An dieser Stelle teilten wir uns dann neu auf: zwei Leute starteten schonmal in den Rückweg, die anderen erkundeten noch die Oskarkluft. Letztendlich wählten vier Teilnehmer den Rückweg über den HWF-Canyon, während zwei andere (namentlich Michi und Jörg) über die „Schlucht des Grauens“ ausgestiegen sind und dort tatsächlich gleich alle Seile (nass und teils verschmutzt) ausgebaut und rausgetragen haben – Respekt!
Am Sonntag (27.03.) stiegen Bernd, Michael, Patrick und der kurzfristig dazugestoßene Michael Nagl in den Eiscanyon ein, mit der Wunschvorstellung, letztlich über die Hellbachklamm aussteigen zu können. Allerdings wurde dieser Versuch von unnachgiebigen Eismassen jäh unterbunden.
Hier müssen wir offensichtlich zu einem wärmeren Zeitpunkt wieder kommen.
Insgesamt sind wir aber sehr zufrieden: wir kennen nun auch den Zustieg über den HWF-Canyon, haben eine konkrete Ahnung wo die Verbindung zum Eiscanyon sein könnte, die Seilstrecken über die Schlucht des Grauens sind wieder ausgebaut, und nicht zuletzt war es wieder einmal äußerst spannend die alten Befahrungsberichte zu lesen und deren Spuren zu folgen.
(Fotos: Michael Streiner, Bernd Mergler)